
Die Carl-Ulrich-Jugendherberge in der Langen Schneise war am Dienstagmorgen das Ziel einer Abordnung der Zwingenberger SPD, darunter Ortsvereinsvorsitzender Dirk Handwerg und sein Stellvertreter Florian Kern, Kassiererin Dina Maisack und die Fraktionsvorsitzende Dr. Regina Nethe-Jaenchen. Empfangen wurden sie von Herbergsvater Alexander Koch-Wilberg, der das Haus seit 20 Jahren leitet. Dabei stehen ihm als feste Mitarbeiter eine Wirtschafterin und ein Hausmeister zur Seite, letzterer – wie die drei Reinigungskräfte – in Teilzeit. Während der Hauptsaison wird dieses Team durch zusätzliche Kräfte ergänzt.
Bereits seit 1928 steht die Jugendherberge auf den Grundmauern der ehemaligen Oberburg und der Zehntscheuer aus dem Mittelalter. Im Laufe der Jahre wurde sie um ein Wirtschafts- und ein Nebengebäude erweitert. Benannt wurde die Jugendherberge nach Carl Ulrich, einem Weggefährten August Bebels. Ulrich war einer der ersten sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten des Großherzogtums Hessen-Darmstadt und von 1919 bis 1928 Ministerpräsident des Volksstaates Hessen.
Die exponierte Lage bietet den Gästen der Jugendherberge einen wunderschönen Ausblick auf Zwingenberg und die Nähe zu attraktiven Ausflugzielen wie dem Felsenmeer in Reichenbach, dem Museumszentrum in Lorsch und vielen weiteren macht sie zum beliebten Reiseziel für Schulklassen.
Das historische Gebäude bietet jedoch nicht nur Vorteile, wie die Kommunalpolitiker im Gespräch mit Alexander Koch-Wilberg erfuhren: So einiges an Haus und Außengelände ist in die Jahre gekommen und müsste eigentlich saniert werden. Doch da sind nur kleine Schritte möglich und dabei geht es natürlich nach Dringlichkeit: Erst vor kurzem mussten die undichten Wasser- und Heizungsleitungen im Nebengebäude erneuert werden. Für eine große Rundum-Modernisierung – gerade in alten Gebäuden oft ein Fass ohne Boden – fehlt das Geld.
„Landesverbände, die ein oder zwei Häuser haben, die überdurchschnittlich gut ausgelastet sind und so viel Geld für den gemeinsamen Investitions-Topf verdienen, sind da besser dran,“ meint Alexander Koch-Wilberg, „unser hessischer Landesverband verfügt leider nicht über solch eine ‚Cashcow‘ und üppige Landeszuschüsse sind auch nicht zu erwarten.“ Trotz der eher knappen Finanzlage begrüßt es der Zwingenberger Herbergsvater, dass soziale Gesichtspunkte und damit die Ziele des Deutschen Jugendherbergswerks inzwischen wieder mehr in den Vordergrund treten. Bis vor wenigen Jahren spielten nach seiner Einschätzung zunehmend wirtschaftliche Aspekte eine Rolle und vor allem finanzstarke junge Reisende wurden als wichtigste Zielgruppe gesehen.
Die Frage nach der Auslastung der Zwingenberger Jugendherberge beantwortete der Herbergsvater mit „Theorie und Praxis“: Theoretisch stehen 125 Betten zur Verfügung, die meisten allerdings in 6-Bett-Zimmern. Und ob die tatsächlich alle belegt werden können, hängt von der Gruppenstruktur der Gäste ab. „Da ist die Zahl 100 schon eher realistisch“, meint Alexander Koch-Wilberg. Auch im Winter sehr beliebt bei musizierenden Gästen ist der große Saal, dessen Akustik gerne von Chören und Orchestern für Proben genutzt wird. Insbesondere Studenten aus Heidelberg kommen regelmäßig zum Üben und sorgen so immerhin für 1500 Übernachtungen jährlich. Neben den großen Saal gibt es noch einen kleineren Aufenthaltsraum im Nebengebäude sowie zwei Speisesäle. Nicht nur Schulklassen und Musiker zählen zu den Gästen der Jugendherberge, auch Familien und Wanderer kommen und gelegentlich nutzen auch Handwerker auf Montage diese günstige Übernachtungsmöglichkeit. Zurzeit sind einige Mitarbeiter des Roten Kreuzes, die bei Bedarf für schnelle medizinische Hilfe beim Hessentag sorgen, dort untergebracht.
Abschließend bedankten sich die Vertreter der Zwingenberger SPD bei Alexander Koch-Wilberg für das nette und informative Gespräch
Bergsträßer Anzeiger, 13.06.2014
Bild: Funck