Vor 77 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, wurden die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Opfer eines von den deutschen Nationalsozialisten mit höchster Präzision geplanten und durchgeführten Pogroms. Am Ende der Reichkristallnacht waren Tausende jüdischer Menschen verletzt, 400 ermordet oder in den Selbstmord getrieben, Wohnungen und Geschäfte von der SS verwüstet. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und jüdische Friedhöfe wurden geschändet und zerstört. Viele der Synagogen wurden ein Raub der Flammen, die von der SS und ihren Schergen gelegt wurden. Die Feuerwehren waren nur zum Schutz arischen Eigentums auf den Schauplätzen der Verbrechen. Die Polizei schaute tatenlos den Verbrechen zu, auch hier in Zwingenberg.
Die Synagoge der Zwingenberger jüdischen Gemeinde entging nur durch besondere Umstände der geplanten Zerstörung. Allerdings musste sie kurz nach dem 9.11. 1938 vom letzten in Zwingenberg lebenden Mitglied der jüdischen Gemeinde verkauft werden.
Um das Maß der Erniedrigung voll zu machen, mussten die deutschen jüdischen Gemeinden die Kosten für die Beseitigung der angerichteten Schäden am jüdischen Eigentum in Höhe von einer Milliarde Reichsmark selbst bezahlen. Doch der Nazi-Terror ging weiter: Nach dem 10. November 1938 hatten die Nazis etwa 30.000 jüdische Männer in den Konzentrationslagern inhaftiert. Hunderte von ihnen wurden in den Lagern von der SS ermordet oder starben an den Folgen der unmenschlichen Haft.
Selbst den hartnäckigsten Zweiflern im Dritten Reich wurde jetzt bewusst: Juden waren dem nationalsozialistischen Staat hilflos ausgeliefert. Sie wurden systematisch ihrer Rechte beraubt und sie hatten keine Zukunft mehr. Dies galt für Zwingenberg wie für das gesamte Nazi-Reich und dessen Verbündete.
Frau Monika Kanzler-Sachreuther Vorstandsmitglied in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), Darmstadt, wird die Gedenkrede halten. Frau Kanzler-Sackreuther ist VERDI-Vertrauensfrau und arbeitet mit in der Gruppe Darmstädter Bündnis gegen Rechts.
Seit 1985 gedenkt der Zwingenberger SPD-Ortsverein alljährlich am 9. November, dem Tag der Reichspogromnacht, mit einer öffentlichen Feierstunde an die Opfer des Nationalsozialismus in den Jahren von 1933 bis 1945.
Wir wollen am 9. November ein Zeichen setzen, für Freiheit, Mitmenschlichkeit und Menschenrechte, gegen Diktatur und Vergessen, stellt Ortsvereinsvorsitzender Florian Kern heraus. Und wie es der unvergessene SPD-Vorsitzende und Kanzler Willy Brandt von allen demokratischen Kräften forderte: Wir dürfen nie wieder wegschauen, wenn Unrecht geschieht.
Diejenigen, die sich des Vergangenen nicht erinnern, sind dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben. Dies ist die zeitlose Mahnung der Überlebenden der Nazi-Konzentrationslager über Generationen hinweg. Angesichts der zahllosen Bürgerkriegsflüchtlinge in Europa haben diese mahnenden Worte in dieser Zeit für alle Demokraten eine besondere Verpflichtung.
Die Gedenkveranstaltung am Montag, den 9. November, beginnt um 19:00 Uhr, in der Remise am Alten Amtsgericht.
Florian Kern, Vorsitzender der Zwingenberger SPD und Bürgermeister Dr. Holger Habich werden die Gedenkfeier eröffnen.
Mit einer Schweigeminute an der Gedenk- und Namenstafel für die Zwingenberger Opfer des Nationalsozialismus im Rathaushof schließt die Gedenkfeier ab.
Die Zwingenberger SPD lädt alle Interessierten herzlich zur Gedenkfeier ein.