Christoph Degen: Schulischer Integrationsplan greift viel zu kurz

„Die Integration von ausländischen Kindern und Jugendlichen in Hessen ist auf keinem guten Weg. Wie Rückmeldungen aus der Praxis zeigen, redet sich die Landesregierung die Welt mal wieder schön statt ehrlich und effektiv zu arbeiten“, kritisiert der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christoph Degen. Es sei unbestritten, dass ganz viele Lehrkräfte sehr viel Arbeit in die Sprachförderung und die Bildung der jungen Flüchtlinge stecken, aber es gebe viele Beispiele, die belegen, dass der schulische Integrationsplan weiter hinter seinem Anspruch zurück bleibt.

Ein Kurs von zwei Jahren für jemanden, der zuvor keine Schule von innen gesehen hat und kaum ein Wort Deutsch spricht greift viel zu kurz. So kann selbst der schlauste Schüler kaum einen Hauptschulabschluss erreichen. Die Situation schön reden, nachdem gerade wieder ein Brandbrief das Ministerium erreicht hat, zeigt, wie absurd Schwarz-Grün regiert“, so Degen. Lehrkräfte aus Darmstadt-Dieburg haben in einem Schreiben an den Minister zum Ausdruck gebracht, dass die Alphabetisierungskurse von zwei Jahren für sehr viele junge Flüchtlinge zwischen 11 und 17 Jahren nicht ausreichen, um dem regulären Schulunterricht zu folgen. Sie schreiben, dass „nahezu alle Schüler, die zunächst alphabetisiert werden mussten, nur einen Lernstand in Deutsch und teilweise in Mathematik erworben haben, der vergleichbar ist mit Beginn der zweiten Klasse.“

Dass die Schülerinnen und Schüler diesen Lernstand überhaupt erreichen konnten, habe an der hohen Motivation gelegen. Man könne aber nicht von Einzelfällen auf die Masse schließen, sondern müsse alle Schülerinnen und Schüler mitnehmen und genügend Zeit geben, um fit für die Regelunterricht zu werden. Deshalb müsse die Dauer der Alphabetisierungskurse dringend verlängert werden. Von einem guten Weg zu sprechen, helfe wenig, wenn absehbar sei, dass die Motivation in Frustration und Schulverweigerung münde.

Degen betonte, dass Schwarz-Grün offenbar die Förderung von jungen Zuwanderern längst aufgegeben habe. Bei den Intensivklassen an beruflichen Schulen sei man von dem eigentlichen Ziel Schulabschluss abgerückt und gebe sich mit Anschlussmöglichkeiten zufrieden. Die Forderung der SPD, das Höchstalter für die Beschulung auf 27 Jahre zu erhöhen, um auch diejenigen zu einem Abschluss zu führen, die lernwillig sind, aber durch ihre Flucht monate- und teilweise jahrelang keine Schule besuchen konnten wurde von Schwarz-Grün abgelehnt. „Wir brauchen mehr Flexibilität statt starrer einheitlicher Standards bei der Flüchtlingsbeschulung. Die SPD-Fraktion hat dazu erst in der vergangenen Woche einem Berichtsantrag in den Landtag eingebracht.“

Berichtsantrag betreffend Übergänge und Anschlüsse von Schülerinnen und Schülern aus Intensivklassen und Alphabetisierungskursen